Geschichte

ALBERT SCHILD – Interlaken
Seit 125 Jahren Tradition und Qualität

1898 eröffnete der Kaufmann Albert Schild (*15.12.1873) zusammen mit seiner Frau Martha Elisabeth (*19.4.1874), geborene Michel, beide aus Brienz stammend, in Interlaken ihr gleichnamiges Spezialgeschäft.

Das Paar übernimmt die Geschäftsräume, zwei Magazine mit separaten Ein- und Ausgängen zur Bahnhofstrasse, von G.Jnvernizzi-Fuchs, der ein zweites Souvenirgeschäft in Interlaken Ost betreibt.

Die Lage an der Bahnhofstrasse 19, direkt an der Hauptflaniermeile, ist ideal: unweit des Bahnhofs Interlaken West, der 1872 gebaut wurde, und dem Grandhotel Victoria bei der Höhematte.

ALBERT SCHILD profitiert vom Aufschwung des frühen Tourismus in Interlaken. In der Belle Epoque entstehen viele Hotels und Souvenirläden. Albert und Martha Schild verkaufen eigene und in Brienz hergestellte figürliche Holzschnitzereien und Souvenir-Produkte. Auch die Schwester von Albert, Elisabeth Kehrli-Schild, betreibt mit Ihrem Mann Jakob ein Schnitzwarengeschäft an der Rugenparkstrasse 13 in Interlaken.

Albert und Martha haben drei Kinder. Die Töchter Martha (*23. Februar 1900) und Emma (*13. April 1902) werden in Brienz geboren, der Sohn Ernst Albert erblickt am 15. Mai 1905 in Interlaken das Licht der Welt.

Eigene Werkstatt

In der eigenen Werkstatt der ALBERT SCHILD entstehen kunstvolle Einzelstücke nach der Tradition des Brienzer Kunsthandwerks. Die ALBERT SCHILD kauft von zahlreichen freischaffenden Kunsthandwerkern aus dem ganzen Berner Oberland Produkte für den Wiederverkauf ein. Diese werden oft nach Plänen hergestellt, die Albert Schild selber entwirft. Er ist ein passionierter Zeichner und ein engagierter Kaufmann, der im engen Kontakt mit den Holzschnitzern steht. Neue Ideen für Holzschnitzereien werden besprochen, skizziert und umgesetzt.

Diese Geschäftsbeziehungen überdauern Generationen. Noch heute liefern zum Beispiel die Holzbildhauerei Huggler-Wyss in Brienz oder Trauffer in Hofstetten ihr Kunsthandwerk nach Interlaken an die Bahnhofstrasse 19.

Mit dem Beginn des 1. Weltkriegs fällt der Fremdenverkehr und der Souvenirhandel schlagartig aus. Die Umsätze der ALBERT SCHILD brechen ein. Der Staat (heute: Kanton) Bern fördert gezielt die Anfertigung von Spielwaren. Die Schnitzlerschule Brienz führt eigentliche Umschulungskurse für Spielzeug-Anfertigung durch. Die ALBERT SCHILD ergänzt ihr Sortiment mit diesen Holzspielsachen, die von den inländischen Touristen gekauft werden.

Ab 1920 erholt sich die Konjunktur und somit auch die Besucherzahlen im Tourismus. Der Umsatz in den Geschäftsräumen an der Bahnhofstrasse zieht wieder an. Eine treue Kundschaft aus Frankreich, England und sogar aus Übersee entsteht.

Am 13. Juli 1927 kaufen Albert und Martha Schild das stattliche Haus an der Bahnhofstrasse 19 von Hotelier Eduard Krebs-Borter. Das Haus ist in den oberen Stockwerken eine moderne Dépandance des gegenüberliegenden Hotels Krebs. Der erste Stock wird zur Wohnung der Familie Schild. Sie haben nun kurze Wege ins Geschäft und in die Werkstatt im Parterre. Im April 1931 mietet ALBERT SCHILD zwei weitere Magazine des Hausnachbars der Buch- und Kunstdruckerei Otto Schläfli dazu. Bei Schläfli lässt SCHILD seine Kataloge drucken, die er an den Detailhandel verschickt. In dieser Druckerei absolviert Adrian Frutiger, der Erschaffer der Frutiger-Schrift, in den 1940er Jahren seine Schriftsetzerlehre.

1933 wird eigens eine «Buddig» (=Werkstatt) auf der Südseite der Liegenschaft gebaut. Die alten Werkräume im Parterre des Hauses nützen sie nun als Schauräume.

Weil die Hoteliers in Interlaken ihre Häuser über die Wintermonate schliessen, weichen Albert und Martha Schild über den Winter nach Montreux am Genfersee aus. Sie betreiben über manche Jahre im Montreux Palace einen Laden.

Im ersten Verkaufsmagazin in Interlaken befindet sich bis heute ein acht-eckiger Holztisch, der von sechs präsidialen Holzstühlen umgeben ist. Die ALBERT SCHILD verkauft auch Möbel der Firma Peter.M.Zurbriggen aus Saas-Fee. Wöchentlich treffen sich die Herren des Bödelis rund um diesen Tisch zum Gespräch. Darunter Ulrich Fuchs, Pfarrer der Kirche Unterseen. Einer seiner Söhne, Walther Paul, heiratet später die älteste Tochter von Albert Schild: Martha. Ihr erstes Kind, Walter Andreas, wird das Patenkind von Ernst. Walter verbringt oft Ferien bei seinem Paten in Interlaken und hilft im Geschäft mit.

Ernst Schild, die 2. Generation

Die Jahre vor und während des 2. Weltkriegs sind die zweiten Krisenjahre im Tourismus und der ALBERT SCHILD. Die Familie Schild an der Bahnhofstrasse reagiert. Ihre «Buddig» erweist sich als Glücksfall. Auf Initiative von Sohn Ernst, inzwischen gelernter Kaufmann, startet man die Produktion einer eigenen Spielwaren-Produktelinie. SCHILD verkauft im Gross- und Detailhandel Spielsachen aus dem Berner Oberland nach eigenen Entwürfen unter der Marke «Schild-Spielzeug» oder «Berner Oberländer Heimarbeit». Man ist mit einem Stand an der Mustermesse in Basel präsent. Schild-Spielzeuge werden vor allem durch ihre vielfältigen Alp-Ställe, durch geschnitzte Tiere, fein bemalte Aufstelldörfer und modern gestaltete Fahrzeuge bekannt und jahrelang in Spielwarengeschäften, unter anderem bei Franz Carl Weber in Zürich, angeboten. Heute ist davon noch die weit verbreitete geschnitzte, handbemalte, rote Holzkuh mit Lederohren bekannt.

1941 stirbt Martha Elisabeth und 1949 Albert Schild. Ihr Sohn Ernst Albert führt die Einzelfirma weiter. Es sind in diesen Jahren und bis Ende der 1960er Jahre die Gäste aus Grossbritannien und den USA, die die grösste Käufergruppe der ALBERT SCHILD bilden. Später erfreuen sich auch die Deutschen, Schweizer und Franzosen der qualitativen Produkte. Es werden täglich Schnitzereien aus Holz und Elfenbein, Keramik aus Alt-Thun sowie Holzspielwaren gut in Holzwolle verpackt und in Holzkisten in die ganze Welt verschickt. Das Sortiment der Spielsachen wird durch Blechspielzeug und Steiff-Plüschtiere ergänzt.

Walter Fuchs, die 3. Generation

Ernst Schild stirbt 1973 ohne Nachkommen. Sein Neffe und Patenkind Walter Andreas Fuchs (*11.3.1929) und seine Frau Charlotte (*28.11.1931), geborene Schmid, führen das Geschäft weiter. Die Firma wird nun zur Familien AG. Sie setzen eine Geschäftsführerin vor Ort ein, da Walter Fuchs seinem Beruf in Bern und später in Zürich nachgeht. Die beiden von der Druckerei Schläfli gemieteten Magazine will dieser selber nutzen. Das kommt gelegen, denn Mitte der 1970er Jahre herrscht in der Schweiz Rezession und die Verkäufe nehmen ab. In den beiden verbleibenden Magazinen setzen Walter und Charlotte Fuchs weiterhin auf Kunsthandwerk wie etwa der Firma Linck-Keramik oder der Keramik von Ueli Schmutz. Die Schnitzereien und Spielsachen bleiben wichtige Standbeine. Sie wollen mit ihrer Wahl des Sortiments die «Swissness» verstärkt hervorheben. Denn es beginnt nun der Siegeszug der billigen Plastikspielzeuge und der Massenware im Souvenirhandel.

Albert Schild
Ernst Schild
Kaspar Fuchs

4. Generation

Als Walter Fuchs im November 1995 stirbt, übernimmt sein jüngster Sohn und ausgebildeter Kaufmann Kaspar (*3.3.1965) das Traditionshaus und führt es in der 4. Generation weiter. Das Geschäft vor Ort führt wiederum eine Geschäftsführerin, da er mit seiner Frau Simone in Zürich lebt. Die Eigenproduktionen werden eingestellt. Sie sind nicht mehr rentabel. Kaspar Fuchs bleibt dem seit 100 Jahren geltenden Leitmotiv treu: «Tradition und Qualität». Die Produkte sollen weiterhin durch ihr Material, ihre Funktion und Nutzen sowie ihres Designs bestechen. Sie sollen mit dem Sortiment Qualität und Sinn weitergeben und Freude auslösen. Neben den Schnitzereien und Spielwaren aus Holz werden nun Swiss made Souvenirartikel und Accessoires ins Sortiment aufgenommen. Eine sanfte Renovation der Geschäftsräume soll den ursprünglichen Charme der Jahrhundertwende weiterleben lassen. 2005 findet in Aichi, Japan, die Weltausstellung statt. Dort verkauft der Schweizer Pavillon die bekannten, geschnitzten Holzkühe, die Ernst Schild einst entwickelte.

Filiale im Landesmuseum Zürich

2001 eröffnete Kaspar Fuchs eine kleine Filiale in der Zürcher Altstadt an der Schipfe 49, die er bis ins Jahr 2007 betreibt. Von 2006 bis 2016 mietet sich die Zweigniederlassung der ALBERT SCHILD im Schweizerischen Landesmuseum ein und betreibt den Museumsshop. Das Sortiment aus Interlaken passt sehr gut ins Landesmuseum. Es wird gezielt viermal im Jahr den wechselnden Ausstellungen im Museum angepasst.

Gleichzeitig entwickelt sich das Geschäft in Interlaken erfolgreich, was sich aber mit der Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 abrupt ändert. Der internationale Tourismus bleibt plötzlich aus. Die Strategie, nicht nur auf ausländische Kundschaft zu setzen, sondern auch Produkte wie Spielwaren für einheimische Kundinnen und Kunden im Sortiment zu führen, zahlt sich aus. Die ALBERT SCHILD AG übersteht auch diese schwierige Zeit. 2023 ist das Jubiläumsjahr. Die ALBERT SCHILD AG feiert ihr 125-jähriges Bestehen. Eine kleine Ausstellung im Tourismus-Museum in Unterseen zeigt die Geschichte der ALBERT SCHILD, von den Anfängen bis heute.